Die Macht der Maschinen, oder: Ein Leben in der Filterblase

30. November 2016

Unkategorisiert

Sind Algorithmen unsere digitalen Hirnzellen?

Unser persönliches Wort des Jahres: Filterblase. Dabei handelt es sich um die Theorie einer Informationsblase, die den Internetnutzer intellektuell isoliert, und durch Personalisierung anhand berechneter Werte nur noch gefilterte Inhalte liefert, sei es in Suchmaschinen, in dynamischen Werbeanzeigen oder bei Empfehlungen von Streaming-Diensten bzw. kultureller Waren. Das ist teilweise schon heute Realität, soll sich aber noch deutlich ausweiten. Unterstützer der Theorie sehen in dieser sich aufblähenden Filterblase eine große Gefahr.

Die Welt wird wieder kleiner und enger, viel enger

Das weltweite Netz verkehrt sich in sein Gegenteil

Algorithmen schauen Ihnen beim Surfen dauerhaft über die Schulter, ohne die Komplexität Ihrer Interessen wirklich zu berücksichtigen. Und die nervenden Auswirkungen kennt fast jeder: Haben Sie einmal intensiv nach einer neuen Matratze gesucht, springt Ihnen im gesamten Internet nur noch Matratzen-Werbung ins Gesicht. In diesem kleinen Rahmen ist das Problem mit dem Löschen der Cookies behoben, doch in anderem Umfeld, beispielsweise bei Empfehlungen von Streaming-Diensten an Fernsehgeräten, wo sich eben keine Cookies löschen lassen, ist der Nutzer den Algorithmen ausgeliefert. Noch kritischer wird es, wenn Suchmaschinen die Ergebnisse nach Berechnungen von Suchprofilen erstellen. Denn dann liegt einem mit dem Internet nicht mehr nur die ganze Welt zu Füßen, sondern eine völlig verzerrte Welt, die statt realer Vielfalt und Unberechenbarkeit standpunktrelevante, berechnete Inhalte liefert. Das gewaltige politische und ideologische Missbrauchspotenzial kann sich jeder selbst ausmalen, denn wir wollen an dieser Stelle nicht weiter in die Tiefe gehen, sondern unser Metier beleuchten. Die Werbung und das Marketing im Internet werden sich langfristig ändern müssen.

Wenn Sie dies mögen, werden Sie auch das mögen!

Empfehlungen vom Rechenschieber

Das Buch „Filter Bubble. Wie wir im Internet entmündigt werden“ wurde bereits im Jahr 2011 veröffentlicht und stammt aus der Feder des Internetaktivisten Eli Pariser. Sein Begriff der „Filterblase“ mag im ersten Moment harmlos und nach einem weiteren witzigen Internetbegriff klingen, doch könnte er auf lange Sicht gefährlich werden. Denn nach Pariser schränkt diese Filterblase die Sicht des durchschnittlichen Internetnutzers nicht nur ein, sondern schneidet sie radikal ab. Algorithmen ersetzen das Denken oder Nachforschen und liefern vorberechnete Ergebnisse auf dem Silbertablett, bei dem man nur noch zugreifen muss, und sich in seinem Standpunkt bestätigt sieht oder in die gewünschte Richtung gelenkt wird. Die Gefahr für Unternehmen liegt dabei auf der Hand: Wer es sich leisten kann – wie auch immer – diese Algorithmen zu bestimmen, zu beeinflussen oder zu dominieren, der beherrscht den branchenrelevanten Markt. Für kleinere und mittlere Mitbewerber wird’s dann düster in der digitalen Welt.

Technische Alternativen stehen schon bereit, werbliche noch nicht

De-Personalisierung und Anonymisierung gefragt wie nie

Niemand installiert sich einen Werbeblocker aus Versehen, nur die Wenigsten führen Böses im Schilde, wenn sie sich einen anonymen Browser installieren, sie wollen einfach nicht für personalisierte Werbung ausspioniert werden, und sehr viele Menschen bezahlen lieber Geld für Content, nur damit Sie dafür von Werbung „verschont“ bleiben. Aktive Maßnahmen gegen Werbung sind Symptome, keine Krankheit. Entsprechend ist es ein Fehler, die Gegenwehr gegenüber Online-Werbeanzeigen oder Profilern mit Aggressionen und Trotz beenden zu wollen, wie es derzeit der Fall ist, wo Inhalte so lange gesperrt bleiben, bis „Anti-Werbung-Tools“ wieder abgeschaltet werden. Das ist wenig elegant und keine gesicherte Dauerlösung, weil sich Alternativen etablieren werden: der anonymisierte Browser TOR erlangt rasanten Zuwachs und unter www.unbubble.eu durchforstet eine Suchmaschine das Internet gänzlich ohne Datenspeicherung des Nutzers. Die optimale Lösung kann also nur sein, das Augenmerk zurück auf qualitative Werbung zu lenken. Die Online-Werbung muss entsprechend nicht aufdringlich zunehmen, sondern sie muss zuträglicher werden – Kunden überzeugen, nicht belästigen. Ein pauschales Rezept haben auch wir nicht dafür, aber gern entwickeln wir ein individuelles – gemeinsam mit Ihnen, für Ihre bessere Werbung, die ankommt. Vielleicht auch mal wieder als schön gestaltetes Prospekt bei Ihren Stammkunden im Briefkasten, wie wär’s?

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